Prof. Dr. Tomoko Ichida und Dr. Kyoko Iida aus Japan kamen jetzt mit einem umfassenden Fragenkatalog in den Dorfladen Otersen, wo beide nach bereits 3.000 SB-Einkäufen an der Self Scanning-Kasse Schwarzbrot aus Kirchlinteln und Imker-Honig aus Häuslingen sowie weitere Lebensmittel autonom kauften und mit Karte bezahlten.
Antworten auf ihre Fragen zur ländlichen Nahversorgung, den Auswirkungen auf Lebensqualität und positive Dorfentwicklung, aktuellen Herausforderungen und den Nachhaltigkeits-Bestrebungen bekamen beide Wissenschaftlerinnen vom Dorfladen-Vorsitzenden Günter Lühning.
Tomoko Ichida ist Professorin an einer japanischen Elite-Universität, hospitierte 2017 beim Thünen-Forschungsinstitut in Braunschweig und forschte damals erstmals auch im Dorfladen Otersen. Jetzt kam sie mit Dr. Kyoko Iida zum zweiten Mal in den 2001 eröffneten Dorfladen „von Bürgern für Bürger“, der vom 180 Mitglieder zählenden Dorfladen-Verein als Selbsthilfe-einrichtung betrieben wird. Prof. Ichida zeigte sich beeindruckt, was sich seit ihrem 1. Besuch in Otersen verändert hatte: 2018 Erneuerung der Kühl- und Tiefkühl-Technik zur deutlichen Energie-Einsparung, 2021 Inbetriebnahme einer 2. Photovoltaik-Anlage, mit Energiespeicher, eDORFladenAuto und Ladesäule für Elektro-Autos und im September 2023 Umbau zum Hybrid-Dorfladen mit Self-Scanning-Kasse.
„Seit 2011 haben wir unseren Strombedarf durch Investitionen in Energieeinsparung fast halbiert und gleichzeitig 168.000 Kilowattstunden Sonnenstrom auf den Dorfladen-Dächern umweltfreundlich produziert, der ganz überwiegend zu 90 Prozent in die Eigennutzung floss und nicht ins Netz eingespeist wurde“, berichtete Günter Lühning den Japanerinnen. „Kleine Lebensmittelgeschäfte,wie die vier Dorfläden in der Gemeinde Kirchlinteln, sichern Nahversorgung statt weit entfernt-Versorgung, reduzieren Einkaufsfahrten per PKW in die Kreisstadt oder ins Grundzentrum sehr deutlich. Deshalb ist jeder Dorfladen auch ein Klima-schützer“, führte Günter Lühning aus und erntete lobende Worte der Wissenschaftlerinnen aufgrund des Engagements für die Nachhaltigkeit.
Zur Sprache kamen die aktuellen Krisen und Herausforderungen für kleine Lebens-mittel-geschäfte, die Günter Lühning wie folgt aufzählte: „Steigende Mindestlöhne, Arbeitskräfte-Mangel, deutlicher Anstieg der Energiekosten, verändertes Einkaufsverhalten aufgrund der Inflation“. Wie wollen sie die Herausforderungen meistern, fragten die beiden Wissen-schaftlerinnen. „Dank Sonnenstrom vom eigenen Dach sind wir zu 50 Prozent autark und unabhängig von Strompreis-Steigerungen. Auch dank der Investitionen in Energie-einsparungen haben wir das Energie-Problem vergleichsweise gut im Griff. Deutlich gestiegene Personalkosten mussten wir zwangsweise beantworten mit der Reduzierung unserer Geschäftszeiten mit persönlicher Bedienung von 53 auf 40 Stunden pro Woche – seit September des Vorjahres ergänzt um 60 Stunden wöchentlichem SB-Betrieb täglich bis 21 Uhr. Mit insgesamt 100 Stunden wöchentlicher Geschäftszeit im Hybrid-Betrieb sind wir für unsere Kunden attraktiver geworden“, informierte der Dorfladen-Vorsitzende die stark interessierten Gäste aus Japan.
Dr. Kyoko Iida hat an der TU München studiert, war nach dem Studium als Regionalmanagerin in Hessen aktiv und ist jetzt Senior Researcher beim Forschungsinstitut eines Ministeriums in Japan. Mit Günter Lühning vereinbarte sie für die Zukunft einen Informationsaustausch. Beide Wissenschaftlerin setzten die 14-tägige Forschungstour durch Deutschland in Münster fort.